Taijiquan im Shaolin Chan Tempel
Taijiquan ist ein umfassendes System zur ganzheitlichen Entwicklung von Körper und Geist. Neben gesundheitstechnischen und meditativen Aspekten ist Taijiquan eine hochentwickelte Kampfkunst. Dabei wird oft nur von Taiji gesprochen, was an sich in diesem Zusammenhang nicht ganz korrekt ist. Taiji beschreibt ein philosophisches Konzept, das Naturgesetz der Dualität. Taijiquan dagegen ist die Kampfkunst, über welche Taiji über die körperliche Bewegung erfahren und ergründet wird. Obwohl wir im Alltagsgebrauch im Zusammenhang mit der Ausübung der Kampfkunst auch manchmal lediglich von Taiji sprechen, finden wir es wichtig, sich diesem Unterschied bewusst zu sein.
Die Geschichte um die Ursprünge von Taijiquan wird teils sehr unterschiedlich angegeben und ist oft von Legenden umwoben. Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass früher dieses Wissen oft nur mündlich und im Geheimen übermittelt wurde und so kaum Textdokumente vorliegen. Verlässlich lässt sich die Geschichte etwa bis ins 16/17. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Dorf Chenjjagou wurde der heute weltberühmte Chen-Stil praktiziert. Im 19. Jahrhundert entwickelte Yang Luchan, der das vollständige Chen-System gelernt hatte, den Yang-Stil, eine Vereinfachung davon. Er umfasst die kampftechnischen Aspekte nur noch marginal, ist aber wegen seinem einfachen Zugang der am meisten verbreitete Stil und wird weltweit in Schulen und Parks geübt. Des Weiteren gibt es noch andere Stile. So etwa den Wu oder Sun-Stil, wobei diese ebenfalls eine Abspaltung aus dem Chen-Stil sind.
In der Shaolin Tradition hat Taijiquan einen wichtigen Stellenwert. Es ermöglicht als sogenannt reiner innerer Stil den Schüler*innen sehr gut, die inneren Brücken und Verbindungen kennenzulernen und in eine Weichheit zu kommen. Shaolin Kung Fu beinhaltet auch viele innere Aspekte, wird aber nicht als reiner innerer Stil angesehen, da diese Brücken und Verbindungen oft auch über Gegenspannungen geholt werden. Zu den drei reinen inneren Stilen zählen Taijiquan, Baguazhang sowie Xingyiquan, wobei die Unterteilung in innere und äussere Stile erst im 20. Jahrhundert populär wurde und diese grundsätzlich nicht getrennt werden können.
Die Verbindung im Shaolin Chan Tempel zum Taijiquan wurde schon früh geprägt. Als Kind begleitete Shi Xing Long (Roger Stutz) jeweils seine Mutter zum Unterricht und kam so mit dem Yang Stil in Kontakt. Später erlernte er über seinen Meister den Chen Stil in der Verbindungslinie zu Chen Zhenglei, einem der Hauptvertreter dieses Stils. Seit einigen Jahren steht Shi Xing Long zudem mit Rong Jun in einem inspirierenden Austausch. Rong Jun hat die Wushu Universität abgeschlossen und war später Nationaltrainer des chinesischen Wushu Teams.
Im Shaolin Chan Tempel wurde Taijiquan lange nur im Privatunterricht und in den fortgeschrittenen Kung Fu Klassen unterrichtet. Aufgrund des bis dahin erarbeiteten Grundniveaus wurde sogleich der komplexere Chen-Stil unterrichtet. Später folgte die Freitags-Taiji Morgenlektion. Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage wird ab diesem Jahr Taijiquan als eigenständiges Abendprogram angeboten. Um Anfänger*innen wie Fortgeschrittenen eine optimale Begleitung bieten zu können, wurde das Unterrichtssystem und das Ausbildungsprogram komplett neu überarbeitet.
Dabei wird mit dem Yang Stil gestartet. Zuerst werden die vorbereitenden Übungen sowie die 8 Grundschritte (Ba Fa) erlernt. Anschliessend stehen die 8er (europäisch 10er) Form, die 24er Form und die 16er-Schwerform auf dem Programm. Dann folgen die verschiedenen Formen aus dem Chen-Stil, dem im Shaolin Chan Tempel praktizierten Hauptstil.
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