Chan

Die drei Pfeiler des Shaolin Systems sind Chan Wu Yi.

Eine Kalligrafie von Chan (Zen), Meditation, von Shi De Feng.

Chan

Höherer Bewusstseinszustand der Meditation

 

(Tipp: Für ein noch besseres Verständnis von Chan, befasse dich zuerst mit den einleitenden Worten.)
Chan ist unmittelbare Erfahrung. Wenn der Geist völlig zur Ruhe kommt, wird die absolute Gegenwärtigkeit erfahren. Das ist Chan. Chan leitet sich vom Sanskritwort Dyhana ab, welches die höheren Bewusstseinszustände der Meditation beschreibt. Meditation ist ein Zustand des Geistes, welcher sich in der stillen, sitzenden Meditation ausdrücken kann, aber nicht muss. Chan ist die Grundlage. Chan ist frei. Chan ist frei von Dogmen und Anschauungen. Es ist nicht eine Religion, es ist nicht eine Kultur, es ist nicht eine Philosophie und es ist keine Tradition – es ist Natur. Und dort hat alles seinen Beginn. Chan kann nicht mit Worten oder dem Denken erfasst werden – genauso wenig kann man jemandem, der Salz nicht kennt, dessen Geschmack erklären. Gleichsam gebraucht man Worte und Methoden, um Chan zu vermitteln.

 

„Im wahren Chan finden wir keine Antworten, wir verlieren die Fragen.“ 2

 

Somit beschreibt Chan einerseits einen Zustand, anderseits bietet der Chan Weg Methoden, um diesen Zustand zu kultivieren.

Der wahre Sinn jeder Tätigkeit besteht darin, seine ganze Aufmerksamkeit auf das Tun zu legen. So wird das Tun zum Sein und die Tätigkeit zur Pforte zum Chan. Dieser Zustand wird im alltäglichen Leben aufrechterhalten. In unserer Traditionslinie steht Chan über allem. Chan ist der innerste Zustand des Meditierenden. Spazieren ist Chan, Kung Fu ist Chan, Liebe ist Chan. Bis heute ist der Chan Weg für seine Liberalität und Offenheit bekannt, sowie dafür, im Alltäglichen das Wunder zu entdecken. Die Shaolin Kampfkunst findet ihre Ursprünge unter anderem in den täglichen Arbeiten der Landwirtschaftsbetreibung. So wurden das Gärtnern, das Bodenfegen oder das Bestellen des Ackers mit Bewegungen der Kampfpraxis verbunden.

 

„Meditation bedeutet, die unsichtbaren Mauern aufzulösen, welche unser Geist aufgebaut hat.“ 3

 

In der heutigen Gesellschaft stehen viele Menschen unter Stress, Druck und Ablenkungen. Dies kann zu Bedingungen von negativen Emotionen werden. Durch Chan verstehen wir die Folgen von Zorn, Begierde und Unklarheit auf unser psychisches und physisches Wohlbefinden und die Auswirkungen für die Familie und die Gesellschaft. Jedem Moment des Lebens mit Wertschätzung zu begegnen, das ist Chan. Jeder Augenblick kann eine Lektion bieten. Das ist der Grund, warum wir unsere Handlungen, Worte und Gedanken mit Wohlwollen, Weisheit und Mitgefühl steuern sollten. Mitgefühl, Weisheit und Einsicht sind dabei elementare Faktoren um voranzuschreiten. Wir finden Frieden und Ruhe – in uns und mit unseren Mitmenschen.

Bodhidharma gilt als Begründer des Chan Weges. Er war ein Meister, der zeigte, dass es einen Weg von innen nach aussen gibt – und von aussen nach innen. Gemeint ist Entwicklung, welche gepaart ist mit ethischen Grundgedanken. Man kann etwa mit der Meditation beginnen. Etwas entwickelt sich im Innern, was sich dann im Äusseren zum Ausdruck bringt – wie dem Charakter eines Menschen. Oder man kann mit einer äusseren Kung Fu Bewegung beginnen, welche dann in Weisheit und Gelassenheit mündet.

Die ganze Atemlehre nimmt einen grossen Stellenwert im Shaolin System ein. Atem ist Leben. Atmen ist einer der ersten und letzten Prozesse des menschlichen Lebens. Ist mein Atem tief und in Harmonie, so bin ich zufrieden, in Ruhe und voller Energie. Bin ich gestresst, so verändert sich auch mein Atem. Durch die bewusste Steuerung unseres Atems, können wir die physiologischen und psychologischen Faktoren unseres Innenlebens steuern.

 

„Freiheit vom frei sein wollen, ist echte Freiheit.“ 4

 

Im Chan Weg praktiziert im konzentrativen, wie auch im analytischen Sinne.

Die Teezeremonie ist eine konzentrative Prozedur, etwas Wertvolles wird erschaffen. Tee ermöglicht uns Ruhe und Zufriedenheit, eine Atmosphäre der Konzentration und Entspannung. Bin ich in Ruhe und Entspannung, so habe ich die Möglichkeit in die Meditation zu kommen. Die Kalligraphie gilt als analytische Kunst. Wir machen unseren Geist weich. Je mehr ich versuche ein Zeichen schön zu schreiben, desto weniger gelingt es mir. Als Analogie zum Leben: Je verbissener ich im Leben etwas erreichen möchte, desto weniger gelingt es mir. Die Kalligraphie weist eine grosse Schnittstelle zum Kung Fu und der Bewegungslehre auf. Sie zeigt uns schwarz auf weiss, dass Geduld eine Tugend ist. Verfolgt man einen Weg, geht ihn stetig, so findet man Tiefe darin und die Qualität verändert sich automatisch.

 

„Gedanken sind so wirklich.

In der Tat.

Sind sie denn wirklich?

Na, als Gedanken schon.

Und darüber hinaus?

Nicht wirklich.“ 5

 

Bin ich nicht ruhig, sprich entspannt, so kann ich kein Kung Fu ausführen. Bin ich nicht konzentriert, so kann ich nicht aufnehmen und lernen. Praktiziere ich nicht aus ethischem Hintergrund, mit Vertrauen zu mir selbst, werde ich meine eigenen Grenzen nie überschreiten können.

Meditiere ich im Sitzen, so verweile ich im Hier und Jetzt.

Das ist Chan.

Chan ist die Grundvoraussetzung für Wu.

Unsere Hauptmethoden, mit welchen wir dich im Chan unterstützen:

Shaolin Kung Fu

Meditation

Kalligrafie

Qi Gong

Aus:

Über die Philosophie der traditionellen Shaolin Kultur: Eine Abhandlung über Chan Wu Yi der Stilrichtung Familie Wang
© Alle Rechte vorbehalten.
Shaolin Chan Tempel Schweiz
Verweise sind zu Kennzeichnen & das Einverständnis für Textverwendungen bei der Autorenschaft einzuholen.
Autorenschaft Text & Zitate: Shi Xing Long (Roger Stutz) & Dominik Pfyffer

Zitate:
1: Dominik Pfyffer – 2: Shi Xing Long – 3: Shi Xing Long – 4: Dominik Pfyffer –  5: Dominik Pfyffer – 6: Shi Xing Long – 7: Shi Xing Long – 8: Dominik Pfyffer – 9: Shi Xing Long – 10: Shi Xing Long – 11: Dominik Pfyffer – 12: Shi Xing Long