Shaolin Intensivwoche 2018 – Wir blicken zurück
Vor einer Woche haben sich rund 20 Personen im Shaolin Chan Tempel Schweiz eingefunden. In den letzten Tagen drehte sich bei ihnen alles um Shaolin Kung Fu.

Gruppenfoto TeilnehmerInnen – Shaolin Intensivwoche 2018
Besonders gefreut hat uns, dass wir dieses Jahr sechs Gäste aus unserer Partnerschule, dem Shaolin Chan Temple Institute Spain, begrüssen durften. Das Wiedersehen bei den einen, das Kennenlernen bei den anderen, war von Beginn an herzlich und ohne jegliche Scheu.
Die Tage begannen jeweils um sechs Uhr in der Früh mit Meditation. Danach folgten Qi Gong Übungen, das Morgenworkout und anschliessend täglich rund sechs Stunden Kung Fu Unterricht.
Die Hauptschwerpunkte lagen dieses Jahr bei den Grundschulübungen, dem Formentraining, dem Sanda (Vollkontakt) Training und bei den Anwendungen. Oft gab es verschiedene Slots, so dass die SchülerInnen selbst entscheiden konnten, ob sie z.B. Grundschulübungen oder Sanda machen wollten.

Alexis und Juan vom Shaolin Chan Temple Institue Spain beim Pratzentraining. Meister Shi Yong Wen (im Hintergrund) gibt Korrekturen.
Der Dienstag war ein spezieller Tag – der Tag der Stille. Während einem Tag wird nicht gesprochen und kein Blickkontakt aufrechterhalten. Das ist eine alte Tradition aus den Klöstern und hilft dabei, sich voll auf sich zu konzentrieren. Man kann sich zurückziehen und beim Kung Fu die ganze Präsenz auf die Bewegungen legen.
Jeden Tag wurde dreimal täglich traditionell chinesisch gekocht. Auch die gemeinsame Freizeit kam nicht zu kurz. So bieten Intensivwochen immer schöne Gelegenheiten, um seine MitschülerInnen auch abseits des Unterrichts noch einmal von einer anderen Seite kennen lernen zu dürfen. Die Abende wurden immer mit der gemeinsamen Meditation beendet.

Gegessen wird natürlich mit Stäbchen.
Wir lauschten den Stimmen einzelner Meister & TeilnehmerInnen!!!
Meister Shi Yong Wen (Chefinstruktor, 38), 26 Jahre Kung Fu Erfahrung
Wieso bietet eine Intensivwoche den SchülerInnen eine einmalige Gelegenheit?
Man hat die Möglichkeit, eine Woche in das Leben von Shaolin einzutauchen. Fernab vom Alltag kann man sich ganz der Shaolin Kultur widmen und Tiefe darin gewinnen. Man kann das Tempelleben eines Shaolin Mönchs nachfühlen. Durch die Intensität kommt man schnell weiter.
Meister Shi Yan Jia, (57), 46 Jahre Kung Fu Erfahrung
Du bist der Meister vom Shaolin Chan Temple Institute Spain. Es ist deine erste Intensivwoche mit deinen SchülerInnen hier bei uns. Wie war die Woche für dich?
Zuerst war es natürlich sehr schön, meine alten Freunde wieder zu sehen. Es ist so, als würde meine Familie wieder zusammenkommen. Gleichzeitig habe ich mich sehr gefreut, neue Gesichter kennen zu lernen. Ich konnte in dieser Woche viel beobachten.
Im Kung Fu sind alle gleich, die kulturellen Unterschiede verschwinden und man erkennt, wie wertvoll das Wesen einer Person ist – das hat mich sehr berührt. Jeder Mensch ist anders und hat sein eigenes Leben. Im Kung Fu sind alle eins, haben eine gemeinsame Ausrichtung. Ihr pflegt einen grossen Respekt untereinander. Man merkt, dass dieser Respekt von Herzen kommt und nicht aufgesetzt ist. Das hat es auch mir und meinen SchülerInnen ermöglicht, dass wir uns gleich von Beginn weg als Teil dieser Familie gesehen haben. Ich habe mich sehr gut gefühlt in der gemeinsamen Meditation und beim gemeinsamen Essen.
Was hier praktiziert wird, ist ein Weg um gute, zufriedene und selbstbewusste Menschen zu machen. Das ist gut für eine Gesellschaft. Ich denke, dass ist das Ziel der Shaolin Kultur.

Yan Jia Shifu (rechts) und Dominik bei einem Gespräch
Jonas (19), 5 Monate Kung Fu Erfahrung
Du hast dieses Frühjahr einen Daueraufenthalt bei uns absolviert, danach hast du bei uns angefangen. Nun folgte die zweite Intensivwoche. Was war anders?
Bei meinem ersten Daueraufenthalt war ich alleine und hatte einen persönlichen Instruktor. Der Tagesablauf war somit freier und vollkommen auf mich angepasst. Hier ist vieles vorgegeben. Mir gefällt es sehr, dass hier so viele Leute sind, dass wir als Gemeinschaft zusammen trainieren, kochen und putzen, das „fäggt“.

Jonas (zweiter von Links) bei einer Anwendungsübung.
Adrian (46), 6 Jahre Kung Fu Erfahrung
Seit dem du hier bist, hast du keine Intensivwoche verpasst. Was macht diese Woche so besonders?
Du kannst eine Woche wirklich an einem Thema dran bleiben. Du kannst dich voll und ganz in eine andere Welt fallen lassen. Dein Fokus und deine Konzentration sind sehr hoch. In dieser Woche mache ich in manchen Gebieten grössere Fortschritte, als sonst während mehreren Monaten.
Du hast die Möglichkeit, an Details zu arbeiten und die gleiche Bewegung viele Male zu Wiederholen. Da bekommst du richtig ein „Feeling“ für die Bewegungen. Im Vergleich zu meiner ersten Intensivwoche schätze ich es, dass am Abend statt Jogging mehr Freizeit und Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten auf dem Programm stehen.

Meister Shi Xing Long erklärt fortgeschrittene Selbstverteidigungsanwendungen bei Angriffen von hinten.
Marco (39), 3 Wochen Kung Fu Erfahrung
Du hast erzählt, dass du gerade in einer lebensverändernden Phase bist und dir diese Woche viel gegeben hat. Möchtest du erzählen?
Ich habe in dieser Woche noch einmal mehr gesehen, was für ein Potential in mir schlummert. Manchmal ist ein Ziel noch weit weg, aber man weiss, der Ansatz ist da. Man begibt sich auf den Weg und geht Schritt für Schritt. Die Praxis des Kung Fu und diese Woche geben einem viel Mut, Kraft und Begeisterung, diesen Weg zu gehen. Shaolin Kung Fu bietet so viel Verschiedenes, so viele Ebenen. Man trainiert Körper und Geist. Dies kann man in alle Lebenssituationen übersetzen.

Marco (vorne, kickt) bei Grundschulübungen an der Pratze.
Elena (12), 6 Jahre Kung Fu Erfahrung
Du bist die Jüngste hier und warst vorher noch nie in der Schweiz. Wie war die Woche für dich?
Sehr speziell und emotional. Es war eine wunderschöne Woche und ich möchte am liebsten hier bleiben. Ich habe viele Freunde gefunden. Manchmal war es auch hart. Vor allem der Schweigetag, das war irgendwie traurig und langweilig. Zum Glück wurde für mich eine Ausnahme gemacht und ich durfte mit bestimmten Leuten reden.
Die Spaziergänge mit Dominik waren schön. Er war im Sommer schon bei uns in San Pedro. Er ist für mich wie ein Familienmitglied, wie ein grosser Bruder. Ich kann ihm alles erzählen. Mir hat eigentlich alles gefallen. Der Tempel ist sehr schön und eindrucksvoll. Beim Training hat mir vor allem das Sanda (Vollkontakt) Training super gefallen.
Die Leute sind sehr sympathisch und wenn jemand ein Problem hat, sind gleich alle füreinander da und helfen sich.

Dominik, Helen, Elena beim Abschiedsessen.
Christian (27), 8 Monate Kung Fu Erfahrung
Du machst noch nicht so lange Kung Fu. Es ist deine erste Intensivwoche. Was bringt sie einem?
Ich durfte sehr grosse Fortschritte machen. Ich habe nahezu eine ganze Form gelernt und kenne nun das ganze Grundschulprogramm. Ich konnte viel am Fundament arbeiten, darauf kann gut aufgebaut werden. Ich gehe mit neuen Herausforderungen ins Training. Natürlich konnte ich mich auch nochmals intensiv auf das anstehende interne Turnier vorbereiten.
Normalerweise kommen die Leute von der Arbeit in den Tempel – trainieren – gehen heim. Hier hat man Zeit, die Menschen kennen zu lernen. Die Intensität und der Fokus auf eine Sache haben mir einen grossen Motivationsboost gegeben.
Das klassenübergreifende Training ist super. Jeder kann von jedem etwas lernen. Wenn man neben Schülern trainiert, die weit fortgeschritten sind, so motiviert das. Man hat ein Ziel vor Augen.

Waren Stefan und Christian in der Küche, so konnte man sich auf das Essen freuen!!!
Stefan (32), 9 Jahre Kung Fu Erfahrung
Du besitzt einen reichen Kung Fu Erfahrungsschatz. Was macht die Intensivwoche so speziell?
Man hat die Möglichkeit, sehr intensiv an einem bestimmten Thema zu arbeiten. Mittels Geduld kann man dabei richtig in die Tiefe gehen.
Ich finde auch immer den Austausch zwischen den verschiedenen Stufen und Klassen schön. Man lernt die Leute von einer anderen Seite und sehr persönlich kennen. Zusammen zu trainieren, sich zu motivieren, zu essen und reden – das macht für mich die Intensivwoche aus.
Man lernt die Tradition besser kennen. Der Tagesablauf hier gibt einem ein anderes Lebensgefühl, er holt einen runter. Man besinnt sich, macht Sachen bewusster. Man konsumiert weniger Aussenreize, sondern beschäftigt sich viel mit sich selbst und arbeitet im geistigen Bereich. Man lernt immer etwas Neues.
Elena (45), Freundin von Shi Yan Jia
Du hast selbst nicht mittrainiert. Hast du dich trotzdem als Teil des Ganzen gefühlt?
Ich hatte eine wundervolle Woche. Ich habe mich auch stets immer voll integriert gefühlt. Die gemeinsame Meditation und die morgendlichen Qi Gong Übungen waren erfüllend. Dies hat mir viel Ruhe gegeben. Ich konnte hier viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Es war auch interessant, die verschiedenen Kulturen zu beobachten.
Natürlich mussten wir uns zuerst an die Schweizer Zeiten gewöhnen. Wir stehen natürlich deutlich später auf und wenn ihr zum Beispiel zu Abend isst, so haben wir gerade etwa vor zwei Stunden zu Mittag gegessen.
Die Disziplin der Schweizer Schüler hat mich beeindruckt. Das möchte ich meinen Kindern so mit auf den Weg geben.

Am Montag verwöhnte uns Elena mit traditioneller spanischer Tortilla.
Janine (44), 6,5 Jahre Kung Fu Erfahrung
Du bist seit sechs Jahren in Folge bei der Intensivwoche dabei. Was macht sie so besonders?
Das ist schwierig in Worte zu fassen. Die Leute und Gemeinschaft berühren mich immer wieder. Die Leute sind total verschieden. Das gemeinsame Interesse verbindet. Die Begeisterung für Kung Fu und alles was dazu gehört, gibt eine sehr starke Gemeinschaft.

Janine beim Sanda Training.

Die Boxhandschuhe hängen wir natürlich nicht an den Nagel – bald geht es weiter.
Lust auf mehr?
Der Shaolin Tempel bietet immer wieder kurze und längere Seminare für Interne und Externe an. Laufend werden Wochenend- und Wochenaufenthalter aufgenommen.