Trainingslager 2018

Das Trainingslager 2018 führte uns nach Kerala, Indien. Am Karfreitag trafen wir Tudis (SchülerInnen) und Shifu uns morgens frohen Mutes beim Inseli-Parkplatz in Luzern. Der Car wartete bereits und so verabschiedeten wir uns von unseren Lieben, die Zuhause die Stellung hielten. Wir waren mit 15 Personen eine sehr kleine Truppe im Vergleich zu anderen Jahren, was der Stimmung aber nicht im Geringsten abträglich war. Bereits beim Gepäckaufgeben wurde fleissig gescherzt und gelacht.

“ Besonders in Erinnerung bleibt mir der Besuch im Shiva Tempel. Dieser Ort fühlte sich so überhaupt nicht Fremd an, die Begegnung mit Dylip, dem Vorsteher, als wäre ich einem verschollenen Freund begegnet. Das stiess mir Tränen in die Augen.
Dylip kam zu mir und frage mich, warum ich weine. Ich erklärte ihm, dass mich irgend etwas an diesem Ort sehr berührt hatte.
Er meinte dazu: „Wir alle leben mit diesen Emotionen in uns. Jetzt brauchst du nicht mehr traurig zu sein, du weisst, dass du nun immer wieder an diesen Ort zurückkehren kannst“.“
Lin Feng (Stefanie)
Die Flugreise verging ohne Komplikationen und so landeten wir dann am Samstagmorgen, zwar erschöpft aber fröhlich, in Trivandrum. Nun mussten wir nur noch eine kurze Fahrt in zwei verschiedenen Bussen überstehen und kamen dann im Resort an.
Die Natur in Kerala ist erstaunlich. Schon beim Anflug auf Trivandrum haben wir über den unglaublichen Palmenwald gestaunt, der sich scheinbar über das ganze Land spannt. Das Land pulsiert von Leben, überall sind Tiere und Pflanzen, die Flüsse der Backwaters durchziehen die Gegend und bilden Inseln jeder Art und Grösse und die Menschen sind in dieser Umgebung eingebettet.
Auch im Resort trafen wir sehr schnell auf zukünftige flauschige Freunde: Streifenhörnchen. Überall und ständig huschten sie herum, spielten und frassen uns aus der Hand.
Auch Vögel jeglicher Art waren unterwegs. Sie flogen hoch am Himmel, kreisten über dem Resort oder spazierten in den Schatten der Palmen umher. Die unterschiedlichen komischen Schreie gewisser Vögel wurden dann auch bald Inhalt vieler Witze.
Das Training ging nach etwas Erholung von der Reise am zweiten Tag nachmittags los. Wir gewöhnten uns sehr schnell an das andere Klima und konnten gut starten. Die Trainings begannen morgens um 5 Uhr mit Qi Gong und Meditation. Danach kam das Krafttraining und schon ging es ab ans Zmorge-Buffet.
Das Essen war ausgezeichnet. Für Jeden war etwas Gutes dabei, ausser Kaffee. Entweder man trank nicht so guten Kaffee oder schwenkte auf den sehr köstlichen Chai Tee um.

“ Kraft und Ruhe habe ich im Trainingslager gewonnen: aus den abwechslungsreichen, einfühlsamen, fordernden aber nie überfordernden Trainingseinheiten, aus dem energiespendenden QiGong im Morgengrauen, der Stille in der Meditation, dem herzlichen Zusammensein in der Gruppe, der anhaltenden, überaus kompetenten und immer bescheidenen Präsenz von Shifu und nicht zu letzt aus dem Aufenthalt in Indien, diesem wunderbaren, chaotischen Land, das man nur mit dem Herzen sehen kann.“
Lotti
Um 8 Uhr ging es dann bis 10 Uhr nochmals rund. Pratzentraining, Taolus (Formen), Qinna (Selbstverteidigung), Kicks und vieles mehr wurde geübt. Danach hatten wir bis 15 Uhr frei.
Um 13 Uhr traf sich aber die ganze Gruppe jeweils zum Mittagessen, egal ob man vorher am Pool, auf der Sandbank draussen, bei der Massage oder bei Bootausflügen in die Backwaters die Zeit genossen hat.
Nachmittags gab es nach der Theoriestunde von 16 Uhr bis 18 Uhr nochmals Training und Meditation.
Abends 19 Uhr genossen wir alle zusammen das Abendessen und liessen den jeweiligen Tag bei guten Gesprächen und viel Gelächter zusammen ausklingen.

„Das Trainingslager Hilft jedem weiter. Es stärkt das Gruppengefühl und man hat Zeit, fernab vom Alltag an seinem Kung Fu arbeiten zu können. Es entsteht ein harmonische Zusammenarbeit zwischen Körper und Geist. Der Theorieteil war hilfreich und hilft insbesondere den Geist näher an das Ganze zu bringen. Man beginnt Kung Fu als ganzheitliches Instrument zu verstehen und wahrzunehmen. Einfach eine gute Zeit, auch um meinen Meister etwas näher zu kommen und mehr über Kung Fu zu erfahren.“
Toni
Neben den spannenden und lehrreichen Trainings durften wir auch wunderbare zwischenmenschliche Momente erleben und konnten einen kleinen Einblick in das Leben in Kerala werfen. Die Tempelbesichtigungen haben viele von uns tief bewegt. Die Stimmung, die bunten Bauten und die Zeremonien haben Eindruck hinterlassen. Auch die Ausflüge nach Kovalam und in die Kalaripayattu-Schule waren eindrücklich. Sie haben uns ihr Können gezeigt, das Niveau war sehr hoch. Natürlich waren sie auch sehr neugierig auf diese bleichen Kung Fu-Schüler.
Doch wir haben auch die andere Seite Indiens erlebt. Es ist wirklich sehr schade wieviel Unrat und Müll in der Natur herum liegt. Erstaunlicherweise scheint die Natur damit klar zu kommen. Und es ist spannend, wie alles irgendwie wieder verwendet wird. So wurden Pneu-Teile als Pratzen benutzt und Raddeckel mit Kabelbindern wieder befestigt.
Nach zwei Wochen mussten wir uns aber wieder von Indien und einander verabschieden. Dieser Moment fiel uns ziemlich schwer, egal wie gross die Vorfreude auf die Familie und Freunde war.
Indien in seiner Vielfalt und Kraft hat uns verändert und wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung.
Autorin: Doris Huber

“ Das war eines der eindrücklichsten Trainingslager. Die Gruppenkonstellation war sehr harmonisch und das Land mit seiner Kultur und Menschen hat mich im Herzen berührt. Besonders in Erinnerung bleibt mir der Besuch in der lokalen Kalaripayattu Schule. Der Zusammenhalt und Respekt der Praktizierenden und die Effizienz der Kampfkunst haben mich beeindruckt. „
Shifu Shi Xing Long (Roger Stutz)