Stefanie/Lin Yue (1981)
Wir stellen uns vor.
Du hast Angst mit Kung Fu zu beginnen, weil es zu streng sein könnte. Vielleicht erging es anderen auch einmal so.
Du trainierst jeden Tag mit Leuten und weisst gar nicht, was ihre anderen Hobbies sind.
Du fragst dich, was Kung Fu bei Menschen auslöst.
In dieser Interviewserie fühlen wir den Schülern und Schülerinnen des Shaolin Chan Tempels auf den Zahn. Viel Spass ?
Dieses Mal durften wir mehr über Lin Yue erfahren.
Wie lange machst Du schon Kung Fu?
Ich darf soeben mein 10-Jähriges Jubiläum feiern 🙂
Wie oft trainierst Du?
Wenn alles gut läuft (Reguläre Woche), gehe ich zwei Mal die Woche in den Klassenunterricht. Am Freitagmorgen besuche ich zusätzlich das Frühtraining Taiji. Daneben hab ich einmal in der Woche Privatunterricht bei Shifu und trainiere dann noch zwei bis drei Mal im Selbststudium.
Wieso hast Du mit Kung Fu angefangen?
Ui, das kann ich dir nicht abschliessend beantworten. Solange ich denken kann, haben mich die asiatischen Kampfkünste und insbesondere China und Japan fasziniert. Angefangen hab ich mit Karate (Kyokushin Kai). Nach einer längeren Pause hat es mich dann zum Kung Fu verschlagen und hier wird man mich noch länger nicht los.
Wie war für Dich der Einstieg in die Shaolin Künste?
Katastrophal..! 🙂
Zusammen mit einer Freundin haben wir den Eingang nicht gefunden und dann kamen wir logischerweise zu spät und wurden gleich vom Probetraining-Instruktor zusammengefaltet (Heute ist das natürlich nicht mehr so). Im Probetraining hab ich fast einen Kreislaufkoller gekriegt. Und das nur wegen ein paar Grundständen?!?!?
Beim zweiten Probetraining hat es mich dann gepackt. Ich habe schnell gemerkt, dass diese wundervolle Kunst so viel Tiefe und ein unglaublich breites Spektrum aufweist und in der Kung Fu Familie hab ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt.
Was hat sich in Deinem Leben verändert seit du Kung Fu machst?
Meine Prioritäten haben sich verlagert. Zu Beginn hatte ich den Hang zur Workaholikerin. Mittlerweile achte ich mehr auf mich selbst. Habe meinen Körper viel besser kennen gelernt, bin ruhiger und ausgeglichener geworden.
Was möchtest Du einem potenziellen Kung Fu SchülerIn mit auf den Weg geben?
Habt Geduld!
Wenn man einen Berg erklimmt, erreicht man schnell eine gewisse Höhe. Doch irgendwann steht man mitten im Nebel und sieht kein Ziel und keinen Weg. Aber mit der Zeit lichtet sich das Nebelmeer und man erkennt die Sonne, den Himmel und die unendliche Weite.
Was ist Deine Passion wenn Du gerade nicht am Kung Fu praktizieren bist?
Uhhh… Da gibt es vieles…
Grundsätzlich macht mir alles Spass, was ich in der Natur mit meinem Partner und Freunden unternehmen kann – sei es Wandern oder Tauchen. Nebenbei bin ich aktiv in der Ortsfeuerwehr Buochs-Ennetbürgen tätig.
An welchen Kursen nimmst Du teil?
Ich bin im regulären Klassenunterricht, nehme Privatstunden, bin in der Kleingruppe für Anwendungen (Yong Fa) und wirke im Löwentanz mit. Nebenbei habe ich lange Zeit das Probetraining geleitet. Ab diesem Jahr leite ich zusammen mit Shifu eine Kung Fu Klasse.
Welche Aspekte des Kung Fu interessieren Dich speziell?
Diese Frage kann ich so nicht beantworten. Ich kann nur ausklammern. Beim Sanda (Vollkontakt) mache ich nicht mit. Alles kann man ja nicht machen und in meiner Jugend hab ich genug gekämpft. Mich reizt auch der KampfSPORT als solches nicht mehr. Kung Fu als KampfKUNST interessiert mich generell.
Gibt es ein spezielles Erlebnis oder eine Erfahrung die Du im Kung Fu gemacht hast, die Du teilen möchtest?
Hmm… Ganz speziell ist die Zeit die ich in China bei unserem Grossmeister verbringen durfte. China erleben, Shaolin erleben, Shiye (Grossmeister) erleben, die Kulinarik, das chinesische Zeitgefühl und insbesondere 24h Kung Fu kann ich jedem empfehlen.
Worte können diese Erfahrung nicht beschreiben, das müsst ihr selbst erleben.
Möchtest du noch etwas sagen?
Ich finde es wichtig, dass jeder einen Ausgleich für sich selber findet. Sei es im Kung Fu oder mit einer anderen Aktivität. Das Schöne am Kung Fu: Man findet für jede Lebenslage eine «Antwort». Wenn man müde ist oder der Körper mal zwickt, so hat man Qi Gong. Ist man unruhig und hat einiges zu verarbeiten, dann findet man die Ruhe und Gelassenheit in der Mediation. Versucht man Zwischenmenschliches zu verstehen, dann findet man Antworten in diversen Lehrreden wie jenen von Bodhidharma. Will man sich auspowern, da findet man genügend Aktivität im Kung Fu oder Sanda. Man hat 1000 Werkzeuge um zu sich selbst zu finden und ein ausgeglichener, gesunder und glücklicher Mensch zu sein.
Die Interviewserie wurde von Doris Huber organisiert und durchgeführt. Wir danken ihr für das Engagement.