Neue Schule in der Sonne Spaniens
Seit dieser Woche ist unsere Kung Fu Familie gewachsen. Shi Yan Jia wollte 2016 anlässlich eines Schweizaufenthaltes den Shaolin Chan Tempel Schweiz besuchen. Zuerst hat er den Standort nicht gefunden und nur über glückliche Umstände, in China würde man sagen “ Yuan Fen – Schicksal“, stand er plötzlich in unseren Hallen.

Seit dem hegen die beiden eine Freundschaft. Shi Yan Jia war von den technischen und insbesondere menschlichen Kung Fu Fähigkeiten von Shi Xing Long sehr überzeugt und hat trotz seinen über 45 Jahren Kampfkunsterfahrung den Schritt nochmals gewagt und gefragt, ob er und sein Meisterschüler Shi Heng Long (Jorge Wu) Schüler bei ihm werden dürfen. Dies würde bedeuten, dass Shi Xing Long Grossmeister von ihren SchülerInnen werden würde. Deshalb wurde dies vorher eingehend mit ihren eigenen SchülerInnen diskutiert. Shi Yan Jia leitet eine Schule in San Pedro Alcantara.

Am 16. Mai wurde Shi Yan Jia anlässlich des Internationalen Shaolin Gatherings 2018 offiziell aufgenommen. Dies war ein eindrücklicher Moment für Shi Yan Jia. Wir durften ihm einige Fragen stellen:
Du blickst auf über 45 Jahre Kampfkunsterfahrung zurück und bist ein grosser Meister. Was hat dich dazu bewegt, nochmals selbst Schüler bei einem Meister zu werden?
Als ich Shi Xing Long das erste Mal traf, habe ich eine spezielle Person kennen gelernt. Ich konnte die Echtheit in ihm sehen und fühlen. Viele Meister verkaufen Wasser, aber trinken Wein. Meister Shi Xing Long verkörpert die Shaolin Kultur. Er braucht keinen Titel auf der Brust. Ich habe in meinem Leben viele Shaolin Meister getroffen. Das war das erste Mal, dass ich jemanden kennen lernen durfte, der so ein grosses Wissen hat und trotzdem eine tiefe Bescheidenheit ausstrahlt. Als ich zurück nach Spanien kam, habe ich lange nachgedacht und gemerkt, dass ich weiter lernen möchte. Für mich ist nicht wichtig, was eine Person verkauft, das ist nur ein Bild. Ich suche nach dem Inneren. So habe ich mich entschieden, dass ich gerne in dieser Traditionslinie arbeiten möchte. Für mich ist das der korrekte Weg. Für mich gibt es viele Meister, aber nur wenige wirkliche Shifus (chin. Begriff für „väterlichen Meister“)
Was erhoffst du dir von Shi Xing Long als Meister?
Meine Philosophie ist: Erhoffe dir nie etwas von jemanden.
Ich bin sicher, dass ich viele Dinge von ihm mitnehmen darf. Er ist ein Grossmeister und ein grosser Mensch. Ich erwarte nichts spezielles, aber ich kann fühlen, dass ich viele Dinge erlernen werde.

Wie wird die Zusammenarbeit mit Shi Xing Long aussehen?
Wir werden sehr viele Dinge zusammen machen. Ich darf sehr viel Wissen von ihm mitnehmen. Unsere Zusammenarbeit ist gut für meine Schule, für die Schule in der Schweiz und die echte Kultur von Shaolin. Zusammen sind wir stärker. Das ist der Weg zur Tradition, um sie am Leben zu erhalten.
Du hast diese Woche nun auch die SchülerInnen von Shi Xing Long kennen gelernt. Wie fühlt es sich an, wenn die eigene Shaolin Familie wächst?
Wunderschön!
Alle in der Gruppe – vom kleinsten Schüler bis zum Meister sind im Herzen sehr gute Menschen. Ebenso sind sie sehr gute Shaolin Praktizierende. Sie arbeiten genau, diszipliniert und mit grosser Hingabe. Im gegenseitigen Austausch kann man viele Dinge erfrischen und sich gegenseitig nähren. Man darf voneinander lernen. Ich kann sagen, dass ich von jedem von euch lernen durfte.

Was ist wichtig in einer traditionellen Shaolin Ausbildung?
Die Wahrheit in allem. Der Respekt und die Wu De sind das Wichtigste (anm.: Wu De steht für Kampfkunstmoral). Die charakterliche Ausbildung nimmt in jeder traditionellen Schule einen grossen Raum ein. Techniken kann man viele lernen. Die Einstellung muss in allen Dingen die Richtige sein. Das ist im Leben, wie im Kung Fu gleich. So kann man ein hohes Kung Fu Niveau erreichen und eine gute Person sein.
…
Das Interview wird unterbrochen. Shi Yan Jia erhält einen Anruf von einem entfernten Bekannten, welcher zu wenig Geld hat, um eine teure Operation für seine Katze zu bezahlen. Shi Yan Jia hört ihm zu. Nach dem Auflegen meint er, dass er auf jeden Fall helfen werde, das sei seine Pflicht. Schade wird in der Welt soviel Geld für nutzloses ausgegeben und so wenig, um sich gegenseitig zu helfen.
…
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die technische Ausbildung sehr wichtig ist, aber ohne das richtige, innere Fundament auch sehr gefährlich. Die Entwicklung zu guten Leuten steht an erster Stelle. So kann Gutes in die Welt hinausgetragen werden.

In dieser Woche durften nicht nur Shi Yan Jia und Shi Xing Long ihre Freundschaft vertiefen; auch die SchülerInnen untereinander durften enge Beziehungen knüpfen.
Dies führte dazu, dass schon in rund einem Monat ein Instruktor von Shi Xing Long nach Malaga reisen wird. Er hat dort die Möglichkeit mit Ruben Lee, dem international bekannten Kämpfer und Schüler von Shi Yan Jia, zu trainieren.
Im Oktober wird Shi Yan Jia mit einigen engen SchülerInnen den Shaolin Chan Tempel Luzern für rund eine Woche besuchen.
Auf die Frage, was er abschliessend noch erwähnen möchte, meint Shi Yan Jia:
Für mich ist die Kommunikation unter all unseren Schulen wichtig – dass wir die gleichen Ideale haben und uns gegenseitig helfen, die Shaolin Kultur zu verbreiten und damit die nächste Generation positiv prägen. Es ist gut an einer Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber nicht das Wichtigste. Wichtiger ist, alles von Herzen zu machen und anderen Personen zu helfen, wenn es möglich ist. Es ist von grosser Wichtigkeit, ein Lachen in die Welt hinauszutragen…
Meister Shi Yan Jia, wir danken dir