Nando der Kampfmönch
Nando ist 15 Jahre alt und begeistert sich für die Kampfkunst seit er ein kleiner Junge ist. Seit rund einem Jahr praktiziert er Kung Fu. Sein Papa hat im Internet den Shaolin Chan Tempel gefunden und gesehen, dass es hier eine Intensivwoche gibt. Das hat er Nando gezeigt und Nando wollte sofort unbedingt hierher kommen. Das obwohl er noch nie hier war, in der Intensivwoche sonst nur ältere Teilnehmer dabei sind und er niemanden kannte. Vor dem harten Training hatte er keine Angst.
Wir durften ihm ein paar Fragen stellen.
Nando, warum bist du hier?
Ich wollte unbedingt kommen, weil ich hier das Leben von einem echten Shaolin Mönch kennen lernen und an mir arbeiten wollte.
Und was begeistert dich so an der Shaolin Kunst?
Viele Leute denken bei Shaolin an Fäuste, Schläge und Tritte. Dabei ist es etwas ganz anderes. Man nimmt viel mehr mit, etwas viel Grösseres. Aber das kann man nicht in Worten ausdrücken. Bei der Shaolin Kunst geht es um innere Beherrschung. Seit ich Kung Fu mache, hat sich mein Leben auf den Kopf gestellt. Ich bin ruhiger geworden und habe viel mehr Wissen.
Du hast einmal etwas sehr Schönes gesagt, als ich dich fragte, um was es im Kung Fu geht. Magst du dich erinnern?
Ja – es geht darum, Frieden mit dem Gegner zu schliessen. Der Gegner kann auch in dir sein. Wenn man im Kampf ist, sollte man im Kampf Freunde werden. Es geht um die innere Selbstbeherrschung.
Und wie war die Woche für dich?
Mega!
Man fühlt sich wie in einer grossen Familie. Auch der strikte Tagesablauf hat mir sehr gut gefallen. Das ermöglicht viel innere Ruhe und Gelassenheit. Die Tage sind einfach und abwechslungsreich: Meditieren, Kung Fu Training, Dehnen, das inspiriert mich. Auch das Kampftraining mit den Grossen war cool. Besonders gefallen hat mir hier, dass ich wie ein Kampfmönch bin und dass ich es mit allen Leuten so gut habe.
Mit wem hast du dich besonders gut verstanden?
Michi und Italia. Beides sind sehr spezielle Personen. Michi sieht aus wie ein Erwachsener, aber in seinem Inneren ist er ein Kind. Italia heisst eigentlich Prisca, aber sie kommt aus Italien. Sie ist sehr nett und schön. Aber eigentlich mag ich alle: Mike, der stille Mönch, Matthias der Ehrengeistige, Lotti die Weise … ich habe allen einen Kung Fu Namen gegeben.
Und was wird dir speziell in Erinnerung bleiben?
Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange meditieren kann. Am ersten Tag habe ich mit meinem Trainer gesprochen und er hat gesagt, dass wenn es mir nach fünf Minuten langweilig wird, ich auch einfach aufstehen kann und spielen gehen darf.
Am ersten Tag war es noch schwierig. Nachher habe ich fast täglich während der Morgenmeditation und bei der Abendmeditation bis zu zwei Stunden am Tag mit der Gruppe meditiert. Das ist schon sehr streng. Aber ich denke mir dann, dass es auf der ganzen Welt Leute gibt, die es auch machen und das motiviert mich sehr. Ich möchte die Sachen im Leben positiv sehen. Wenn ich nach Hause komme, kann ich mir auf die Schultern klopfen und sagen, dass ich jeden Tag zwei Stunden meditiert habe.
Zudem kann ich in eine andere Welt gehen, wenn ich meditiere.
Was darfst du aus dieser Woche mitnehmen?
Talent alleine reicht nie. Kung Fu bedeutet viel Arbeit. Kung Fu heisst ja übersetzt auch “harte Arbeit“. Man darf nicht alles auf die leichte Schulter nehmen, sondern man muss für seine Ziele arbeiten. Ich habe viel über Selbstbeherrschung gelernt in dieser Woche.
Wie geht es weiter mit deiner Shaolin Karriere?
Nach der 9. Klasse gehe ich für ein halbes Jahr nach China in eine Kung Fu Schule. Mein Traum wäre, dass es auch über mich einmal ein Buch gibt, genauso wie über Shifu.
Was ist dein Leitmotiv?
Egal was kommt, sei stets positiv, schöpfe mit Gelassenheit und atme durch die Augen.
Möchtest du uns noch etwas auf den Weg geben?
Manchmal sagen mir Leute, dass ich in einer anderen Welt lebe. Seit ich hier bin, merke ich, dass wir in der gleichen Welt leben. Leute mit Autismus haben manchmal das Problem sich in eine Gruppe einzugliedern. Aber hier habe ich das sehr einfach geschafft. Das finde ich cool.
Uns hat Nando vor allem dadurch beeindruckt, dass er mit seinen jungen 15 Jahren in gewissen Bereichen eine enorme Reife an den Tag legt. Er hat die Gabe, sehr schnell Menschen einzuschätzen und macht aus jeder Situation das Beste. Nando, deine positive, aufgeweckte und neugierige Art werden wir auf jeden Fall vermissen. Mach weiter so auf deinem Shaolin Weg.
Deine Shaolin Freunde