Kim – 48h Shaolin
Kim ist 22 Jahre alt und kommt aus der Ostschweiz. Sie arbeitet als Personalsachbearbeiterin. Obwohl sie früher Karate gemacht hat und Yoga praktiziert, schätzt sie ihr Fitnesslevel so mittelmässig ein. Dies war auch der Grund, warum sie sich zuerst nicht so sicher war, ob sie dieses Abenteuer schon wagen soll.
Daneben fährt sie leidenschaftlich gerne Motorrad uns spielt seit zehn Jahren Klavier.

Kim, wie ist es dazu gekommen, dass du bei uns gelandet bist?
So ein bisschen klassisch – als Kind haben mich die Kung Fu und Karate Kid Filme fasziniert. Es war beeindruckend, wie normale Menschen bei ihren Meistern gelernt haben und daran gewachsen sind. Das wollte ich auch.
Ich habe dann „gegoogelt“ und war bei eurer grossen Jubiläumsshow in der Krauerhalle. Das war unglaublich beeindruckend.
Danach hat es mich erstmal richtig genervt, dass ihr keine Schule in der Ostschweiz habt 🙂
Ihr hattet dann eine neue Website und ich habe euch regelmässig „gestalkt“. Da habe ich auch gesehen, dass es neu die Möglichkeit von Daueraufenthalten gibt. Überzeugt hat mich dann, dass ich die Erfahrungsberichte von anderen lesen konnte. Da dachte ich, dass es sicher etwas seriöses sein wird. Sonst hätte ich es glaub eher nicht gemacht.
Als ich dann den Bericht von Roland gelesen habe, sagte ich zu mir:“ Wenn jemand geht, der gar keine Ahnung hat, dann traue ich das auch.“
Wenn dich deine Freunde fragen, was du hier gemacht hast, was erzählst du ihnen?
Mhm, ja halt was ich gemacht habe 🙂
Ich bin am Freitagabend angekommen. Dominik, mein Instruktor, hat mich schon erwartet. Zuerst gab es eine Einführung und danach hatte ich auch gleich schon meine erste Kung Fu Lektion. Es standen Kicks und Grundschule auf dem Programm. Anschliessend haben wir zusammen gegessen, meditiert und so war der erste Tag auch bald schon durch.

Am Samstag sind wir aufgestanden und haben länger meditiert. Anschliessend haben wir gefrühstückt, Qi Gong gemacht und bis am Mittag Kung Fu praktiziert. Die letzte halbe Stunde war Selbststudium. Am Nachmittag stand Sanda (Vollkonktakt) und nochmals Selbststudium auf dem Programm. Nach dem Abendessen haben wir zusammen eine traditionelle Teezeremonie genossen, meditiert und sind übermüde schlafen gegangen.
Der Sonntag stand neben dem allmorgendlichen Meditations- und Qi Gong Programm ganz im Zeichen des Formentrainings. Kurz vor 17 Uhr beendeten wir unseren Kung Fu Tag.
Was hat dich überrascht hier?
Zuerst einmal wie familiär hier alles ist. Ich wurde gleich sehr gut aufgenommen, habe mich überhaupt nicht als Fremde gefühlt.
Und die Teezeremonie hat mich sehr fasziniert. Ich hätte nie gedacht, dass da so viel Philosophie und Geschichte dahinter steckt. Beim Kung Fu weiss man ja, dass es eine viel grössere Tiefe aufweist, als man zu Beginn denkt, aber bei Tee … das hätte ich echt nicht gedacht.
Mir haben die vielen Geschichten und Legenden sehr gefallen. Auch wenn sie erfunden sind, so haben sie immer etwas Wahres – auch wenn es nur die Aussage ist.

Du hast vorher noch nie meditiert, wie waren die langen Meditationssessions für dich?
Zuerst anstrengend, dann intensiv und dann cool…
Man merkt erstmal wie viele Gedanken man überhaupt hat. Man hat das Gefühl, dass sie zuerst mehr werden, bevor sie weniger werden. Dominik meinte, dass dies vor allem mit der gesteigerten Präsenz zu tun hat und eigentlich gar nicht mehr Gedanken da sind – man ist sich den Gedanken einfach mehr bewusst.
Zuerst probiert man einfach, gegen Ende der beiden Tage habe ich langsam begriffen, was der Sinn dahinter ist. Man arbeitet mit seinen Gedanken und wird innerlich ruhiger. Mir hat es in diesem Prozess sehr geholfen, dass ich Dominik so viele Fragen stellen konnte. Die Räumlichkeiten haben auch sehr geholfen. Man hat zwar die Augen zu – aber der Duft der Räucherstäbchen, die Tempelanlage – das ist schon etwas anderes, als wenn man in einer Turnhalle meditiert.
Man hält bei der Mediation inne, schaut in sich. Dabei merkt man, was einem wirklich wichtig ist im Leben. Ich habe für mich gemerkt, wie wichtig es ist, auch zu sich selbst zu schauen – nicht nur immer geben. Und es wurde mir bewusst, wie kostbar Gesundheit ist. Viele Menschen haben nicht einmal die Möglichkeit zu meditieren und Kung Fu zu machen – weil sie zum Beispiel ein kaputtes Bein haben.

Was sind dir für Unterschiede zwischen deinem früheren Karate Training und dem Shaolin Kung Fu aufgefallen?
Es ist einfacher zu sagen, was gleich ist. Es sind beides Künste.
Was mich hier so fasziniert hat, war die Tiefe. Die Shaolin Kunst ist so umfangreich und alles ist miteinander verwoben – Kung Fu, Meditation, Sanda…
Was hat dir am besten gefallen?
Die Formen, die Hintergründe, die Anwendungen, alles – es ist viel mehr als einfach eine Form laufen.
Man fokussiert sich, konzentriert sich und traut aus sich heraus zu kommen. Man macht einfach, vergisst, dass es falsch sein könnte. Man ist einfach.
Und dann kommen da diese Aha – Effekte. Du trainierst etwas lange und plötzlich wird dir eine tiefere Bedeutung erklärt. Das hat mich fasziniert.

Du hattest immer einen persönlichen Instruktor an deiner Seite. Wie war das?
Schon cool 🙂
Es war ein mega Privileg. So eine Möglichkeit findet man nicht so schnell. Ich konnte alle meine Fragen stellen. Das Tempo wird genau auf dich abgestimmt. Es wird nicht wie in einer Gruppe strikt das Programm durchgezogen und dann hinkt man hinterher. Es wird voll auf deine Bedürfnisse eingegangen. So macht man enorme Fortschritte. Ich bin gekommen und konnte nichts. Jetzt kann ich schon fast eine Form.
Du bist auch wirklich hier. Man geht nicht nach Hause, arbeitet, hat wieder Unterbrüche. Du befasst dich 48h mit allem hier und nichts anderem, kannst alles hinter dir lassen. Es lenkt dich nichts ab. Auch mit deinen Gedanken bist du voll hier. Das ist schon eindrücklich.

Und wie fühlst du dich jetzt?
Sehr ausgeglichen. Es stresst mich gerade nichts. Man weiss, dass man etwas Gutes für sich selbst gemacht hat. Du meditierst viel, kommst hier an, befasst dich mit Kung Fu, du meditierst wieder – du befasst dich rund um die Uhr mit diesen Sachen. Es fühlt sich schon gut an.
Zu wem passt ein solcher Aufenthalt am besten?
Zu allen!
Jene, welche bereits mit Kampfkünsten vertraut sind, können voll eintauchen, nur das leben und von einer grossen Tiefe und Qualität profitieren. An dieser Erfahrung wächst man.
Für Aussenstehende ist es eine sehr gute Erfahrung. Man überschreitet seine eigenen Grenzen, das bringt echt was. Bei der Meditation etwa, ich habe noch nie so lange meditiert, wird man echt ruhiger, fokussierter und gelassener. Beim Sanda etwa, da lernt man einmal richtig aus sich raus zu gehen. An diesen Erfahrungen wächst man.
48h Shaolin – Wie geht es jetzt weiter?
Ihr müsst einen Tempel in der Ostschweiz eröffnen!
Nein im Ernst, der Weg ist schon weit. Aber ich komme sicher wieder. Es hat mir einfach so gut gefallen. Wahrscheinlich, falls es drin liegt, komme ich wieder einmal für eine Woche. Eventuell komme ich auch ans nächste International Shaolin Gathering in Spanien mit. Jetzt werde ich zuerst einmal nach Hause gehen, den Sonntag geniessen und dann schaue ich einmal.
Liebe Kim, wir danken dir für die letzten 48h. Du bist ein sehr aufrichtiger Mensch. Wenn du praktizierst, legst du eine grosse Präsenz und Detailgenauigkeit an den Tag. Dank deiner liebenswürdigen Art, haben dich gleich alle Anwesenden ins Herz geschlossen.
Möchtest auch du ein Wochenende oder gar länger in die Welt des Shaolins eintauchen? Finde alle nötigen Infos unter Weekend-und Wochenaufenthalte.