1 Jahr Shaolin Chan Tempel Institut Aargau
Einen kühlen, herbstverhangenen Sonntagmorgen beginnt man doch am liebsten mit einem warmen Kafi und frischen Gipfeli Zuhause in der ruhigen Wohnung – nicht so am 21. Oktober 2018 an der Oberdorfstrasse 8 im aargauischen Seon. Dort ging es bereits früh am Morgen etwas emsiger zu und her.

Eingang zum Shaolin Chan Tempel Institut Aargau
Wer sich trotz des herbstlich-kühlen Wetters am Standort des aargauischen Shaolin Chan Tempel Instituts eingefunden hatte, wurde herzlich von Shifu Shi Yong Lin und seinen Schülern empfangen, denn es gab etwas zu feiern. Und zwar nichts geringeres als das einjährige Jubiläum der Schule selbst.

Ein Löwe bringt Glück, zwei Löwen bringen doppelt so viel Glück…
In China werden solche Festlichkeiten traditionellerweise mit einem Löwentanz eröffnet. Auch in Seon wurden die zahlreich eingetroffenen Gäste gleich zu Beginn vom Gebrüll des Löwen – dargestellt durch Rhythmen auf Trommeln und Tschinellen – begrüsst. Gleich darauf erspähte man zwei Löwen, welche entschlossen auf das Publikum zu schritten, um dieses mit einem fesselnden Eröffnungstanz willkommen zu heissen.
Im Anschluss darauf führten die beiden Löwen das Publikum in den Tempel der Schule, wo nun nebst Sportkursen seit einem Jahr auch Kung Fu-Unterricht stattfindet. Shifu Shi Yong Lin (Salvi Ferrara) und Grossmeister Shi Xing Long (Roger Stutz) begrüssten die Anwesenden herzlich und luden die Anwesenden ein, diesen Jubiläumstag zusammen mit den Schülern der Schule Aargau zu feiern.

Da wird einem angst und bange…

Tim Pfister, das Nachwuchstalent vom Shaolin Chan Tempel Institut Aargau, zeigt seine neu gelernte Form.
Damit sich Freunde und Bekannte der Schule, der Schülerinnen und Schüler sowie auch Interessierte ein Bild machen konnten, wie denn eine typische Shaolin-Unterrichtsstunde aussieht, wurde eine solche gleich demonstriert. Dabei übernahmen zuerst die Kinder, welche an der Schule in Seon trainieren, das Kommando. Anschliessend waren es die erwachsenen Tudis (Schüler), welche das Tempo für die vorgezeigten Übungen vorgaben. Zum Abschluss dieses ersten facettenreichen Show-Blockes zeigten dann noch einige SchülerInnen ihre gelernten Taolus (Formen), welche mit viel Beifall beklatscht wurden.

Ist es wirklich das Kung Fu oder einfach das grosszügige Buffet, was die Leute in Scharen nach Seon verschlägt?
Danach war das Festbuffet offiziell eröffnet. Bei Speis und Trank traf man sich im Festzelt, tauschte sich aus oder unternahm eine kleine Erkundungstour durch die Schule. Dabei wurde viel gelacht und gewitzelt, man traf auf neue und alte Bekannte und konnte ganz nebenbei ein bisschen in die Welt der Kung Fu-Schule eintauchen.
Auffällig waren die Herzlichkeit und Wärme der Gastgeber, welche sich nicht nur dem leiblichen Wohl von Jung und Alt annahmen, sondern überall da anpackten, wo gerade Hilfe gebraucht wurde und dabei auch auf alle möglichen Fragen von Interessierten Auskunft gaben.

Marc Thoma zeigt nach seinem gestrigen Turniersieg erneut sein bestes Kung Fu.

Die Anwendungsvorführung stiess bei Klein und Gross auf Begeisterung.
Mit dem Rahmenprogramm war es aber noch nicht vorbei. Kurz nach dem Mittag kamen die Gäste noch in den Genuss weiterer Vorführungen. Rahel Thoma und Daniele Pavese – Mitglieder vom Swiss Kuoshu Nationalteam und SchülerIn des Shaolin Chan Tempels Obernau – machten den Anfang und zeigten beide ihre kraftvollen und geschmeidigen Formen und faszinierten so das Publikum. Danach ging es weiter mit Darbietungen weiterer Schüler aus dem Shaolin Chan Tempel Obernau. Nicht nur Taolus, sondern auch eine Vollkontaktvorführung und Demonstration von Kung Fu-Anwendungen waren dabei. Spätestens jetzt war klar, wie variantenreich der Kung Fu-Unterricht ist.
Abschliessend an das abwechslungsreiche Programm konnte man sich erneut am Buffet verköstigen und den Nachmittag noch gemütlich unter Gleichgesinnten verbringen – so war sicherlich niemand traurig, dass man den Sonntagmorgen ausnahmsweise mal nicht bei Kafi und Gipfeli im warmen Bett, sondern bei einer tollen, unterhaltenden und eindrücklichen Jubiläumsfeier verbracht hatte.

Shi Yong Lin (Salvi Ferrara), Schulleiter – Shaolin Chan Tempel Institut Aargau.
An der Jubiläumsfeier konnten wir Shifu Shi Yong (Salvi Ferrara) Lin noch ein paar Fragen stellen, die wir niemandem vorenthalten möchten.
Shi Yong Lin, was feiern wir?
Ein Jubiläum ist eine Möglichkeit und auch einen guten Grund um zu feiern. Alle Schüler haben das ganze Jahr regelmässig trainiert. Es ist darum schön, wenn man dann auch mal gemeinsam feiern und Freunde, Familie, Bekannte einladen kann, die sehen möchten, was man so in einer traditionellen Shaolin Kung Fu-Schule macht. Gleichzeitig darf es auch Werbung sein für eine junge Schule.
Wie hast du das erste Jahr mit der eigenen Schule erlebt?
Das Jahr verging sehr schnell. Es gibt halt immer wieder mal was zu tun oder auch mal Anpassungen. Auf dem Programm standen schon Seminare oder ein „Tag der Shaolin“. Es ist schön, interessierte Schüler zu haben, die immer wieder solche Trainings besuchen.
Was bereitet dir am meisten Freude am Unterrichten?
Das zu unterrichten, was mir von meinem Shifu (Shi Xing Long) unterrichtet wurde, ist schön, aber auch sehr speziell – aber auch eine Ehre.
Man unterrichtet nicht einfach Running oder allgemeine sportliche Bewegung, man unterrichte traditionelles Shaolin Kung Fu. Das heisst, man unterrichtet Geschichte in beweglicher Form. Das macht Spass.
Was hast du mit der Schule in den nächsten Jahren noch vor, welche Ziele hast du?
Eine gesunde Schule führen zu dürfen. Aber in erster Linie gesunde Schüler, die ich lange unterrichten darf. Natürlich freut man sich auch für jeden Schüler, der gerne diese Kunst erleben möchte. Das Angebot mit Seminaren, Workshop auszubauen steht auch auf dem Plan für das Jahr 2019.
Und zu guter Letzt – was war das eindrücklichste Erlebnis im letzten Jahr?
Ich glaube ich habe kein wirklich „eindrücklichstes Erlebnis“. Es gab einfach gute Momente während dem Jahr. Vielleicht das erste Seminar oder der „Tag der Shaolin“ mit all den Stunden, die wir trainiert, aber auch gelacht haben.
Es freut mich sehr, dass ich tolle Tudis habe mit einem guten Zusammenhalt. Dies schätze ich sehr.
Möchtest auch du von Shifu Shi Yong in Seon lernen?
Melde dich gleich für das nächste Probetraining an?
Und tauche ein in eine faszinierende Welt.
Wir danken Shi Yong Lin herzlich für das Interview und natürlich auch ihm und seinen SchülerInnen für den tollen Tag, den wir bei ihnen an der Schule im Aargau verbringen durften.
Bericht: Franziska Hansen
Fotos: Christian Egli